Der komplette Lockdown der alten Kaiserstadt Xi’an soll härter und konsequenter sein als der in Wuhan im ersten Quartal in 2020. Aktuell gibt es weitere Lockdowns in Millionenstädten wie Anyou und Yuzhou. Im Netz gibt es erschreckende Berichte über Details der Durchführung und Umsetzung.
Seit zwei Jahren nun wird die No-Covid Strategie der chinesischen Regierung im Westen heftig kritisiert, vornehmlich unter dem Aspekt des autokratischen politischen Systems. Ein Bericht des ZDF-Korrespondenten Ulf Röller in Peking stimmt mich jedoch nachdenklich, bestätigt gleichzeitig meine eigene Erfahrung in China. Nennt er doch einen Aspekt, der in der herkömmlichen Berichterstattung bezüglich eines Lockdowns in China nicht nur nicht groß erwähnt wird, sondern zu Unrecht durch die politische Kritik am chinesischen System überlagert wird.
Röller betont mit seinem Blick auf das bestehende Gesundheitssystem in China, dass die Regierung sich eine Öffnung der Coronapolitik überhaupt nicht leisten könne. Das vorhandene Gesundheitssystem würde anderenfalls nicht nur völlig überlastet werden, sondern es würde zu einem unvorstellbar hohen Anstieg der Erkrankungen und Todesfälle führen. Dies würde für China eine nicht zu verantwortende menschliche Katastrophe mit Abertausenden Toten und ein gesellschaftliches Chaos nach sich ziehen. Kann doch gerade das chinesische Gesundheitssystem eine wellenartige Bewegung, wie wir sie in Europa und anderen Saaten riskieren bzw.„zulassen“, überhaupt nicht aushalten.
Wird also, so frage ich mich, der mögliche Tod von abertausenden Chinesen durch Ignoranz und Versteifung westlicher Berichterstattung durch eine moralische Kritik am chinesischen autokratischen System instrumentalisiert?
Auf jeden Fall sind es zwei verschiedene Paar Schuhe, die es redlicherweise auseinanderzuhalten gilt. Das zur Zeit so favorisierte China-Bashing ist kein geeigneter Ratgeber.